Die Autorin und spirituelle Lebensberaterin Susanne Hühn hat mit ihren Veröffentlichungen zur Inneren Kind Arbeit, kostbare Schätze der Selbstheilung geschaffen. Ganzherzig sprach mit ihr darüber, wie die Innere Kind Arbeit zu ihrer Berufung wurde, wie man Vertrauen zum eigenen Inneren Kind herstellt und ab wann es sinnvoll ist, sich therapeutische Hilfe zu suchen.
Ganzherzig: Liebe Susanne, wie bist du zur Inneren Kind Arbeit gekommen?
Susanne Hühn: Ich habe mein eigenes Inneres Kind während eines Seminars, das ich 1992 besuchte, kennengelernt. Das hat mich tief bewegt und ich begann, zu forschen. Immer öfter begegnete mir das innere Kind meiner Klienten und so entwickelte ich eine eigene Therapieform. Ich schrieb ein Buch über die Heilung des Inneren Kindes und dachte, mein Weg führt nun weiter. Doch 2012 erkannte ich, dass ich, egal, was ich schreibe, am Ende doch wieder beim inneren Kind landete – ich erkannte endlich, dass die Arbeit mit dem Inneren Kind zu meiner Berufung gehört. Seitdem konzentriere ich mich neben der Arbeit mit Frauen auf die Beziehung zum inneren Kind.
Was hat es zu bedeuten, wenn mir in meinem inneren Raum mehrere Kinder begegnen? Wie wähle ich aus mit welchem Kind ich die „innere Kind Arbeit“ bzw. die Meditationen mache?
Ich selbst wähle gar nicht, ich frage, welches der Inneren Kinder im Moment gerade dran ist. Sind es tatsächlich mehrere, was ich sehr selten erlebe, dann sage ich allen, dass sie alle drankommen – eines nach dem Anderen. Wenn sich wirklich viele Innere Kinder gleichzeitig im eigenen Raum tummeln, obwohl ich nur eines gerufen habe, dann ist es sehr sinnvoll, nachzuprüfen, ob das alles die eigenen Inneren Kinder sind.
Wenn das nicht meine eigenen Inneren Kinder sind, von wem können sie dann z.B. sein?
Von allen, für deren Wohlergehen du bewusst oder unbewusst die Verantwortung übernommen hast! Das kann dein Chef sein, deine Mutter, die Nachbarin, aber auch das Innere Kind von jemandem, den du gar nicht kennst, dessen Leid aber tiefes Mitleid in dir hervorruft. Die inneren Kinder von anderen haben aber bei dir wirklich nichts verloren, du hast nichts, was sie brauchen. Gib sie in gute Hände, indem du ihre Schutzengel rufst.
In deinem Buch stellst du sieben Schritte zur Befreiung des Selbst vor: „Habe nicht soviel Angst, sondern gehe raus, und mache einfach das, wozu du Lust hast.“ ist einer davon. Was macht ein Mensch, wenn er so sehr von seiner Angst gelähmt ist, dass er nicht in der Lage ist und auch nicht weiß in was für eine Richtung er überhaupt den ersten Schritt gehen soll?
Sich therapeutische Hilfe holen, ganz einfach und knapp. Ein Buch ersetzt keine persönliche Therapie, auch eine CD nicht, und schon gar nicht, wenn es um das Innere Kind geht.
Geht ein persönliches Thema mit dem inneren Kind auch immer mit einem instabilen Selbstwertgefühl einher?
Ich erlebe es meistens so, ja.
Wird bei einer Tiefenpsychologischen Therapie, oder der Psychoanalyse, die sich den biografischen Gründen einer psychischen Erkrankung widmen, immer das verletzte innere Kind aktiviert? Und falls ja, wie gehe ich damit um?
Nicht immer, oft genug zeigt es sich gar nicht, nämlich dann, wenn die Zeit noch nicht reif ist und wenn du mit all dem, was sich zeigen würde, nicht klarkommen würdest. Man kann sehr gut und auch für eine gewisse zeit erfolgreich um das Innere Kind herum therapieren, durch kognitive Arbeit oder Verhaltenstherapie zum Beispiel. Viele Mentaltrainer arbeiten so. Irgendwann aber muss man sich auf emotionaler Ebene dem stellen, was an Verletzungen geschehen ist, um die Programmierungen zu überschreiben, zumindest erlebe ich es so. Die Amygdala, in der die Emotionen und vor allem die Ängste gespeichert sind, erreichst du ausschließlich über emotionale Erfahrungen. Deshalb kommst du, wenn du wirklich innerlich frei und selbstbestimmt werden willst, an der emotionalen Ebene und damit auch am Inneren Kind, nicht vorbei. Wenn du durch eine Therapie mit dem verletzten Inneren Kind in Kontakt kommst, dann ist das ein großer Therapieerfolg! Wichtig ist allerdings, dass dein Therapeut dich dann gut auffängt, dass er sich mit dem Inneren Kind auskennt oder dir einen anderen Therapeuten empfiehlt. Es gibt unterdessen viele Therapeuten, die die Arbeit mit dem Inneren Kind anbieten. Rutschst du in eine Verletzung hinein, dann wende dich bitte unbedingt an jemanden, der dich und dein inneres Kind gut abholen kann.
Ist die Arbeit mit dem inneren Kind auch für Menschen geeignet, die als Kind jahrelang einem Missbrauch durch ihre Bezugspersonen ausgesetzt waren? Wäre in diesem Fall die Kontaktaufnahme mit dem inneren Kind nicht zu retraumatisierend?
Gerade für diese Menschen ist die Arbeit mit dem Inneren Kind sehr geeignet – aber auf keinen Fall ohne Hilfe. Ich habe in diesem Buch mehrmals geschrieben, dass es sehr, sehr wichtig ist, wenn es um das verletzte Innere Kind geht, sich einen sicheren Raum zu erschaffen und sich Hilfe zu suchen. Sonst ist es wieder alleine und oft genug zeigt es sich dann sowieso nicht.
Frage einer Leserin: Was mache ich,wenn mein inneres Kind zu mir kein Vertrauen hat, weil ich es über Jahre hinweg nicht bewusst wahrgenommen habe. Und meine beruflichen Aktivitäten aus der Inneren Kind Ebene heraus gestaltet habe. Welche Schritte kann ich gehen, um diese Situation zu heilen?
Das, was man immer tun sollte, wenn man eine gute Beziehung zu jemandem aufbauen möchte: Zeit miteinander verbringen. Zuhören. Es ernst nehmen. Es nicht kritisieren oder abwerten. Und vor allem: halten, was man ihm verspricht. Vertrauen entwickelt das Innere Kind erst, wenn es erkennt, dass sich der Erwachsene auch so verhält, wie er es ihm verspricht.
Du bietest Seminare zum Thema an. Wann findet das Nächste statt und was erwartet die TeilnehmerInnen inhaltlich?
Die nächsten Seminare starten im September und umfassen all das, was ich auch in den Bücher schreibe – mit der Gewichtung auf den Anforderungen der jeweiligen Gruppen. Ich biete Eigenerfahrungen für alle und Ausbildungen für diejenigen, die mit Klienten arbeiten, an. Mehr dazu findet man ausführlich auf meiner Homepage oder HIER.
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Susanne!
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